Lehrlingsmonitor 2024
Wie geht’s unseren Lehrlingen? Der fünfte österreichische Lehrlingsmonitor gibt Antwort.
Der fünfte Österreichische Lehrlingsmonitor ist die Fortführung der seit 2015 etablierten Lehrlingsbefragung. Ziel ist es, die Situation der Lehrlinge in der betrieblichen Ausbildung repräsentativ zu erheben, um herauszufinden, wodurch die Lehrausbildung in Österreich verbessert werden kann.
Als Österreichische Gewerkschaftsjugend ist es uns wichtig zu wissen, wie es unseren Lehrlingen geht. Deshalb befragen wir am Ende ihrer Ausbildung alle zwei Jahre die Lehrlinge, wie es ihnen während der Lehre ergangen ist. Durch die regelmäßige Erhebung beim Lehrlingsmonitor können relevante Daten zur Qualität und Zufriedenheit mit der Lehrlingsausbildung gesammelt werden. Die Erhebung hilft dabei, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Lehrlinge besser zu verstehen. Es ermöglicht Ausbildungsbetrieben und politischen Entscheidungsträger:innen, auf Basis fundierter Daten Verbesserungen und Anpassungen in der Berufsausbildung vorzunehmen, um die Qualität der Lehre zu verbessern.
Zentrale Fragestellung des Lehrlingsmonitors ist, wie Lehrlinge ihre Ausbildungssituation und ihren Ausbildungsverlauf in der Endphase ihrer Ausbildung bewerten. Insgesamt umfasst die Stichprobe auswertbare Fragebögen von 5.539 Lehrlingen (4.707 in der Endphase der betrieblichen Ausbildung sowie 286 in der überbetrieblichen Ausbildung, 546 in der §-8b-Ausbildung).
Die Ergebnisse werden überwiegend durch uni- und bivariate Statistiken dargestellt. Darüber hinaus wurde eine Indexbildung zur Ausbildungsqualität vorgenommen sowie eine Clusteranalyse durchgeführt.
„Während einige Betriebe vorbildlich agieren, bleiben viele andere hinter den Erwartungen zurück. Es ist nicht genug, nur vereinzelt gute Beispiele zu haben. Wir brauchen eine flächendeckende Revolution in der Art und Weise, wie wir junge Menschen ausbilden. Es reicht nicht aus, nur auf die Probleme hinzuweisen; wir müssen handeln, konkrete Lösungen anbieten und effektive Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Ausbeutung und Unfairness keinen Platz in unseren Lehrbetrieben finden.
Die Ergebnisse des Monitors sind ein klares Signal für dringenden Handlungsbedarf. Gemeinsam mit Jugendvertrauensräten und Schulsprecher:innen werden wir unermüdlich für eine Verbesserung der Lehrausbildung eintreten. Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist vorbei. Wir müssen uns ernsthaft der Aufgabe stellen, eine Ausbildung zu schaffen, die unseren Lehrlingen Respekt und echte berufliche Perspektiven bietet.”
ÖGJ-Vorsitzender Richard Tiefenbacher
„Ich gratuliere allen Lehrlingen, die die Chance haben, eine Lehre in ihrem Wunschberuf zu machen.
Und ich gratuliere allen Betrieben, die Lehrlinge ausbilden – und zwar gut ausbilden. Sie haben verstanden, dass ihre Zukunft davon abhängt, ob sie in Ausbildung investieren oder nicht! Die einen jammern, die anderen tun etwas – das ist der richtige Weg!
Doch leider gibt es auch die andere Seite. Der Lehrlingsmonitor zeigt, dass nicht alles im Bereich der Lehre rosig ist. Da ist zum einen die Ausbildungsqualität: Es gibt keine einheitlich gute Qualität in der Ausbildung. Viele Betriebe dokumentieren die Ausbildungsinhalte nicht – was kein Wunder ist, wenn sie die Lehrlinge Rasen mähen lassen, anstatt sie im Beruf auszubilden. Ein weiteres Problem ist die Lehrstellenförderung: Sie kommt aus der Gießkanne, jeder Betrieb kann sie bekommen, die Qualität der Ausbildung wird nicht überprüft.
Ich möchte eine Lehrlingsausbildung, die diesen Namen auch verdient. Die Betriebe und die Bundesregierung müssen dafür mehr tun – das hat sich die Jugend verdient!”
AK-Präsidentin Renate Anderl
„Die Ergebnisse des fünften Lehrlingsmonitors sind kein Grund zu feiern – sie sind ein dringender Handlungsauftrag.
Die Qualität der Lehrlingsausbildung hat sich seit dem letzten Lehrlingsmonitor fast durchgehend verschlechtert. Während es engagierte Betriebe gibt, bei denen die Qualität der Lehrlingsausbildung großgeschrieben wird, stehen auf der anderen Seite Unternehmen, die ihre Lehrlinge als billige Hilfskräfte ausnutzen. Es geht nicht nur um mangelnde Wertschätzung und zu wenig Geld, sondern auch um die fehlende Qualität in der Ausbildung.
So gibt es für drei Viertel der befragten Lehrlinge keine regelmäßige Ausbildungsdokumentation und über die Hälfte hat keinen Ausbildungsplan. Dabei ist eine hochwertige Lehre, die junge Menschen begeistert, der beste Weg, um Fachkräfte auszubilden. Ideen und Verbesserungsvorschläge gibt es genug – es ist nun an der Zeit, dass die Betriebe sie auch umsetzen. Fachkräfte von morgen, deren Fehlen viele Unternehmen beklagen, gibt es nur mit qualitativ hochwertiger Ausbildung heute.”
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian