Der neue Lehrlings-Monitor ist da!
„Auch der mittlerweile vierte Lehrlingsmonitor zeigt, dass weiterhin viel Luft nach oben ist, wenn es um qualitativ hochwertige Lehrausbildung geht“, sagt Richard Tiefenbacher, geschäftsführender Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), bei der Präsentation des 4. Österreichischen Lehrlingsmonitors von ÖGB, AK und ÖGJ. 6.002 Lehrlinge aus ganz Österreich sind dazu vom Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) zu ihrer Ausbildung befragt worden.
100 Prozent der Lehrlinge müssen eine Top-Ausbildung bekommen
Nur zwei von drei Lehrlingen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. „Das ist kein Wert, mit dem wir zufrieden sind. Wir wollen, dass 100 Prozent der Lehrlinge eine Top-Ausbildung bekommen”, betont Tiefenbacher „denn wer ständig nach guten Fachkräften schreit, muss auch selber Fachkräfte qualitativ hochwertig ausbilden”. Besondere Unzufriedenheit herrsche bei den Lehrlingen in Tourismus- und Handels-Lehrberufen.
Die Ausbildung von Fachkräften liege auch in der Verantwortung der Betriebe, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl: „Jungen Menschen Chancen auf gute Ausbildungen und gute Berufslaufbahnen zu geben, das liegt in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft – also auch der Betriebe. Fertige Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Wer Fachkräfte sucht, muss sie auch ausbilden. Und wer gute Fachkräfte will, muss sie gut ausbilden.“ Inzwischen steigt zwar die Zahl der als offen gemeldeten Lehrstellen, aber die Unternehmer:innen nehmen weniger Lehrlinge auf. Gut 21.0000 Jugendliche ohne Lehrstelle seien den Betrieben wohl nicht gut genug.
Rasenmähen oder das Auto vom Chef putzen: Einer von fünf muss ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten
„Anstreichen von Küchenmöbeln des Chefs, Gassi gehen oder private Autos putzen sind keine Dinge, die zur Ausbildung egal welchen Berufes gehören sollten. Und sie sind auch nicht die beste Werbung für eine Lehrausbildung.“, ist der ÖGJ-Vorsitzende entsetzt über diese Ergebnisse 18 Prozent der Befragten geben an, solche und ähnliche ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten zu müssen. „Da meinen einige Ausbildungsbetriebe wohl, ihre Lehrlinge als billige Hilfsarbeiter ausnutzen zu können“, so der Gewerkschafter. Dazu kommt, dass ein Drittel Überstunden machen muss – zum Teil unfreiwillig, und nur 73 Prozent bekommen diese abgegolten.
AK und ÖGJ fordern Kompetenzchecks, Ausbildung von Ausbilder:innen und eine Fachkräftemilliarde
Im Interesse der Jugendlichen und damit auch der Wirtschaft haben Gewerkschaftsbund, Gewerkschaftsjugend und Arbeiterkammer ein Programm für Ausbildungsqualität erstellt. Am wichtigsten sind dabei Kompetenzchecks zur Mitte der Ausbildung mit Feedback an Lehrlinge und Lehrbetriebe, die Einrichtung von Kompetenzzentren in Ergänzung der Ausbildungsverbünde und eine Reform der Ausbilder:innenausbildung mit speziellem Fokus auf die pädagogische und fachliche Qualität. Außerdem muss die schon lange geforderte Fachkräftemilliarde endlich umgesetzt werden. Damit sollen Betriebe unterstützt werden, die Lehrlinge ausbilden - gleichzeitig müssen Betriebe, die nicht ausbilden, obwohl sie könnten, Strafzahlungen leisten.
„Neben konkreten politischen Maßnahmen muss die Lehre auch endlich den Stellenwert bekommen, der ihr zusteht, denn nur dann wird es zufriedene Jugendliche in Ausbildung und ausreichend Fachkräfte für Betriebe geben“, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Lehrausbildungen müssen endlich gleich viel Anerkennung bekommen wie akademische Ausbildungen. „Dafür brauchen wir keine schönen Kampagnen zum Image der Lehre, wir brauchen nur eines: beste Lehrlingsausbildungen mit attraktiven Rahmenbedingungen, die die jungen Menschen optimal auf dem Weg ins Arbeitsleben als künftige Fachkräfte begleiten“, so Anderl abschließend.
Vierter Österreichischer Lehrlingsmonitor – weitere Ergebnisse:
- 76 Prozent haben keine regelmäßige Ausbildungsdokumentation
- 57 Prozent haben keinen Ausbildungsplan
- 33 Prozent haben keine regelmäßige Besprechung des Ausbildungsfortschritts
- 18 Prozent müssen ausbildungsfremde Tätigkeit verrichten
- 29 Prozent müssen Überstunden machen – nur 73 Prozent bekommen diese abgegolten
- 36 Prozent fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet, um in einem anderen Betrieb als Fachkraft zu arbeiten
- 25 Prozent würden sich nicht noch einmal für den gleichen Lehrberuf entscheiden, 33 Prozent auch nicht wieder für den gleichen Betrieb